Altbewährtes gepaart mit Neuem, jedenfalls ein ereignisreiches und spannendes Jahr, das war für mich die Radsaison 2019.
Nachdem ich mich im Januar auf Grund eines Zeitungsartikels für das Team Plasmatreat 2019 beworben und schließlich die Zusage bekommen hatte, blickte ich mit Vorfreude und Neugier auf die Radsaison. Eigentlich hatte ich nichts Großes vor, darum hatte ich es im November und Dezember davor sportlich etwas schleifen lassen. Doch nun hieß es in die Hände, oder besser in die Beine spucken und diesen alten Handwerkerspruch auf sportlicher Ebene umzusetzen. Sogleich nahm ich das Training auf und drehte oft bei Dunkelheit und Nässe noch meine Runden durchs Lipperland. Ist ja ein wunderschönes Terrain zum Radeln, nur leider mit einer kleinen Funzel am Fahrrad sieht man nicht allzu viel davon.
Beim ersten Teamtreff lernte ich dann meine Teamkollegen kennen, bekam die Teamausrüstung ausgehändigt und auch das Charityprojekt zu Gunsten der Spezialisierten Ambulanten PalliativVersorgung (kurz: SAPV) des Kinderhospizes Bethel in Bielefeld wurde näher vorgestellt. Spürbar wurde das Ganze, da auch betroffene Familien dabei waren. Das SAPV-Team sorgt dafür, dass in erster Linie das Kind selbst, aber auch Eltern und Geschwister – umfangreiche Beratung und Betreuung erfahren. Dies bezweckt, dass das Kind zuhause als Ort der Geborgenheit und Sicherheit möglichst viel Zeit verbringen und die gesamte Familie in dieser belastenden Situation unterstützt werden kann. Über die seit 2015 bestehenden Leistungen der gesetzlichen Krankenkassen sind dafür aber weiterhin Spenden erforderlich.
Nach einem Leistungscheck durch meine Landsfrau Angela Buske und der Erstellung eines Trainingsplans ging ich voll motiviert ans weitere Training. Anfangs noch etwas unsicher, in meinem langen Radsportlerleben hatte ich noch nie nach so einem konkreten Plan trainiert, fand ich mich immer besser mit den Abläufen zurecht. Auch wenn es nicht immer leicht mit dem Berufs- und Familienleben vereinbar war, machte es mir großen Spaß, für die gute Sache zu kämpfen.
Anfang Mai dann das vorgesehene Teamtraining im tollen Ambiente des Hotels Schillingshof in Bad Kohlgrub nahe Garmisch. Das Wetter war nicht das Beste, aber wir machten das Beste draus und erkundeten schon mal die Anstiege auf den Brenner, den Jaufenpass und das Kühtai, wo uns Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt ganz ordentlich forderten. Goldes wert dabei die Beanies und Helmmützen von byKIA
Emotional dann der Besuch im Kinderhospiz Bethel am Tag der Offenen Tür, wo wir bei einem Rundgang die Einrichtung kennen lernen durften. Das Motto des SAPV-Teams „Der Weg nach Hause“ wurde uns hier eindrucksvoll vermittelt. Solche Erlebnisse erden und motivieren einen zugleich.
Ende Mai schob ich dann noch ein verlängertes Trainingswochenende im schönen Schwarzwald ein, wo ich etliche Höhenmeter sammelte. Das leuchtend grüne Kuota-Teamrad hatte seine nächste Bewährungsprobe bestens überstanden.
Je näher der Start zu Tour Transalp Ende Juni rückte, desto mehr stieg die (An)spannung: habe ich genug und richtig trainiert? Wie wird das Wetter? Und dann war es soweit: Der Startschuss in Innsbruck fiel und nun hieß es sich erstmal in dem großen Starterfeld zu Recht zu finden. Teammanager David Buske hatte jederzeit den Überblick und verpflegte uns optimal. Generalstabsmäßig plante David jeden Tag, um alle Plasmatreat-Paarungen versorgen zu können. Am Mendelpass brachten wir ihn an den Rande eines Nervenzusammenbruchs, als vier Teams gleichzeitig zur Verpflegungsstelle kamen…
Gerade bei den heißen Temperaturen war viel trinken wichtig. So hatte es im Ziel in Livigno nachmittags auf 1800 Metern Seehöhe in der Sonne noch 36 Grad!
Beeindruckend wie sich alle unsere Plasmatreat-Teams von Tag zu Tag steigerten und (fast) wie die Schmetterlinge auf unseren Trikots über die Berge flogen. Angelas Trainingspläne und das Bikefitting hatten sich also bezahlt gemacht! Das besondere an den Schmetterlingen: Sie wurden alle von Kindern aus dem Kinderhospiz Bethel entworfen und neben den perfekt sitzenden Trikots von Kalas machte uns auch die Topernährung von Squeezy das Leben auf dem Rad leicht.
Sehr groß dann die Erleichterung und Freude über die geschaffte Tour bei der Zielankunft in Riva del Garda, wo wir uns zum Abschluss einen Sprung in den Gardasee gönnten. 796 Kilometer und 18600 Höhenmeter aufgeteilt in sieben Etappen hatten wir schließlich in den Beinen!
Dann konnte unser Teammanager David aber noch mit einem weiteren „Schmankerl“ aufwarten: er hatte vier Startplätze für den berühmt-berüchtigten Ötztaler Radmarathon aufgestellt. 230 Kilometer mit 5500 Höhenmeter an einem Tag – so lautete die zweite große Herausforderung in diesem Jahr.
Also hieß es den Sommer über weiter zu trainieren und die Umfänge auch noch etwas zu steigern.
Der „Ötztaler“ bescherte uns dann perfektes Wetter und so konnten wir dieses „Monument“ über die vier Alpenpässe Kühtai, Brenner, Jaufenpass und Timmelsjoch alle erfolgreich absolvieren.
„Der Weg nach Hause“ des Teams Plasmatreat 2019 war somit absolviert. Was bleibt sind unvergessliche Erinnerungen und das wunderbare Gefühl mit größtem Einsatz aller für das überaus wichtige Engagement des SAPV-Teams Bethel in Beitrag geleistet zu haben.
Danke allen genannten Sponsoren und der Familie Buske mir diese einmalige Möglichkeit geboten zu haben. Diese reiht sich als einer der großen Meilensteine in meine 48jähriges Radsportlaufbahn ein!
Michael Schenk, 23.12.2019