Foto © ECSG 2019 |
Peter Kmetyko 1x Gold (EZF), 1x Silber (Straßenrennen)
Im Zweijahresrhythmus treffen sich Betriebssportlerinnen und -sportler aus ganz Europa um in verschiedenen Sportarten und -disziplinen gegeneinander anzutreten. Klarerweise geht es wie immer bei Großsportveranstaltungen um Medaillen. Diesmal kämpften 7000 Teilnehmer in 27 Sportarten und 320 Wettbewerben um das heiß begehrte Edelmetall. Marianne und ich durften für den KSV Wienenergie starten. In einem großartigen Team, das vor allem beim Straßenrennen perfekt zusammengearbeitet hat, konnten wir viel beachtete Erfolge feiern.
Das Einzelzeitfahren:
Das Material perfekt eingestellt, startete Marianne - etwas nervös - mit lautstarker Unterstützung unserer Vereinskollegen aus der Box. Nach ein paar Metern erfolgte der Versuch, eine härtere Übersetzung aufzulegen und … nichts passiert – Defekt in der Elektronik. Nach dem ersten Schock und Ärger schießt zusätzliches Adrenalin ein, die Wut entlädt sich in Mariannes Beinen: mit 52-21 und über 100 Umdrehungen in den Flachpassagen gekurbelt, mit 40 Umdrehungen den Anstieg hinauf gewürgt und derselben Übersetzung bergab mehr oder weniger gerollt, den Puls über das Limit getrieben, rettete sich Marianne mit 5 Sekunden Vorsprung vor der favorisierten Italienerin Daniela Pelella ins Ziel.
Mein Rennen verlief weniger spektakulär (zum Glück). Die Formkurve zeigte schon in den letzten Trainingsrennen beim PSK-Cup nach oben, dennoch wusste ich nicht, wo ich nach der schweren Verletzung vom Februar 2018 in einem internationalen Bewerb stehe. Im Nachhinein gesehen lief alles perfekt. Die Kurven des technisch anspruchsvollen Kurses erwischte ich fast alle gut, im entscheidenden Anstieg fuhr ich am Limit, in der Abfahrt ließ ich meinen Puls etwas zur Ruhe kommen um dann im 3 Km welligen Schlussteil alles, wirklich alles zu geben. Bestzeit, 29 Sek. vor Vereinskollegen Peter Goluszka.
Das Straßenrennen:
Mit einer Goldmedaille um den Hals fährt es sich entspannter. Beim Start wurde Marianne von italienischen Helfern sofort umzingelt. Unsere Vereinskollegen spannten sich nach einem kurzen Faktencheck vor Marianne, ich klebte am Hinterrad von Pelella. An meinem Hinterrad blieb Vereinskollegin Eva Hipfinger, die Drittplatzierte des EZFs. Es entwickelte sich ein Dreikampf zwischen den Damen mit männlicher Unterstützung. In der zweiten Runde zog Marianne am Berg mit ihrem Pacemaker Georg Satzer das Tempo an. Pelella riss etwas ab, kam aber in der Abfahrt wieder heran. Ich blieb mit Eva H. an deren Hinterrad. Im Anstieg der dritten Runde riss die Italienerin erneut ab und konnte Marianne nicht mehr folgen. Leider riss auch Mariannes Helfer in einer der folgenden Wellen – aber leider die Kette! Jetzt war Marianne auf sich allein gestellt in den letzten 1,5 Runden. Die Italiener ließen Marianne vorne am Wind arbeiten und versuchten, ihre Fahrt zu verlangsamen. Etwas dahinter wachte ich an Pelellas Hinterrad solange, bis Marianne einen sicheren Abstand zu uns herausfuhr. Dies war dann beim letzten Anstieg gegeben, wo ich begann, das Tempo der beiden Konkurrentinnen um Platz zwei zu bestimmen. Eva Hipfinger und ich schafften es nicht, die verbissen um den Anschluss kämpfende Italienerin abzuschütteln. Wir mussten es auf den Zielsprint angekommen lassen. In der Zwischenzeit hatte Marianne das Rennen trotz italienischer Störfeuer schon gewonnen, ich zog den Sprint für die beiden Damen an. Mit der exakt gleichen Zeit wurde von der Jury Daniela Pelella mit Reifenbreite der zweite Platz vor Eva Hipfinger zugesprochen. Ich erreichte in der AK 60+ den zweiten Platz, diesmal hinter Peter Goluszka.
Die Freude von uns allen über die großartigen Ergebnisse entlud sich bei der Siegerehrung und am Abend bei einer Feier in der Messehalle Salzburg.
Die Veranstaltung:
Besser kann man´s nicht organisieren. Die anfänglichen Bedenken bez. der Kursführung mit der 70km/h+ Abfahrt wurden insofern zerstreut, indem man Streckenposten (inkl. Polizei) aufstellte, die alles perfekt absperrten und keinen Unbefugten durchließen. Die Rennkommissäre wachten mit der nötigen Kompetenz auf die Einhaltung der Wettkampfregeln (es wurde auch disqualifiziert!). Und der Anstieg vor der High-Speed Abfahrt bewirkte schon mal eine Ausdünnung des Feldes, womit es zu keinen gefährlichen Situationen mehr kam. Der Veranstalter bereitete uns ein unvergessliches Erlebnis mit zwei sportlich anspruchsvollen Kursen, die spannende Rennen ermöglichten.
Peter Kmetyko, 1.7.2019
Ergebnisse: Einzelzeitfahren Straßenrennen